Die Gründung des Fußballclubs „Corso“ Laage (F.C. Corso Laage 07),
die Bildung der Fußballabteilung im Arbeiter- Turn- Verein (ATV)
und die Bildung der Spielvereinigung Laage von 1893

Mit der Gründung des Fußballclubs „Corso“ im Jahre 1907 beginnt die Laager Fußballgeschichte. Der Beginn im Jahre 1907 schließt jedoch nicht aus, dass es auch im „Männer-Turn- Verein von 1893“ (MTV) bereits fußballinteressierte Sportfreunde gegeben hat. Bilder aus dieser Zeit zeigen, wie die Sportler Otto Hahn und Paul Weidemann als Turner wie auch als Fußballer tätig waren.

Wenn sich heute Fußballveteranen in Laage treffen, dann unterhalten sie sich mit Sicherheit über den Fußball und reden ehrfurchtsvoll über den F.C. Corso 07. Für sie gilt, dass es der erste Verein in Laage war, der junge Männer um sich sammelte, um die bereits Mitte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus England übergreifende Droge „Fußball“ auch in Laage gesellschaftsfähig zu machen. Weiterhin gehen sie davon aus, dass dieser Verein auch erst 1945 aufgelöst wurde. Doch neueren Erkenntnissen zufolge stimmt diese Aussage nicht, denn bereits im März 1938 hörte der F.C. Corso Laage 07 auf zu existieren. Es kam zur Vereinigung mit dem MTV Laage von 1893, sie nannten sich fortan

„Spielvereinigung Laage von 1893“.

Doch zunächst noch einiges über die Anfänge des Fußballs schlechthin. 1874 wurde von dem Braunschweiger Lehrer Konrad Koch das Fußballspiel in Deutschland eingeführt. Viel länger als im Mutterland England musste es um seine gesellschaftliche Anerkennung ringen, denn in Deutschland war Sport im Grunde identisch mit Turnen und Turnen war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine nationale Angelegenheit. Die neue Sportart Fußball nannte man zu dieser Zeit sogar eine „Englische Krankheit“. Erschwerend hinzu kam noch die soziale Situation, denn der arbeitenden Bevölkerung fehlte es an Zeit und finanziellen Mitteln, um dieser Sportart auf breiter Basis den schnellen Durchbruch zu verschaffen. So wurde der Fußballsport in jenen Jahren vorwiegend von bürgerlichen Kreisen ausgeübt und galt vorerst als Modesport des Bürgertums. Erst in den 1920er Jahren erreichte der Fußball auch die Schichten der Arbeiterklasse und wurde damit allmählich zum Massensport.

Obwohl es für die Gründung des F.C. Corso Laage 07 keine Dokumente gibt und keine Eintragungen im Vereinsregister des DFB im Jahre 1907 vorgenommen wurden, ist es unstrittig, dass sich dieser Fußballverein im Jahre 1907 gebildet hat. Sowohl in der Bezeichnung des Vereins mit „07“ und in allen nachfolgenden Publikationen über diesen Verein steht stets das Gründungsjahr 1907.

Unstrittig ist auch, dass der „Arbeiter- Turn- Verein“ (ATV) erst in den 1920er Jahren gegründet wurde und bereits 1933 von der NS – Regierung wieder verboten wurde

Die Geschichte des F.C. Corso 07 könnte hingegen so begonnen haben

Es war an einem Tag im Jahre 1907, als sich einige junge Männer aus Laage beim Einsiedler in Laage – Pinnow einfanden, um den Fußballclub „Corso“ zu gründen. Obes im Frühjahr, Sommer, Herbst oder im Winter gewesen ist, kann heute keiner mehr belegen. Auch für die Namensgebung „Corso“ gibt es keine Hinweise. Für die Bezeichnung Corso selbst stehen: Rundgang, Spaziergang, Umzug. Welche Beziehungen die Gründer und Namensgeber des Vereins zu diesen Dingen hatten, ist nicht zu belegen. Recherchen im Laager Wochenblatt brachten in Bezug auf die Gründung und Namensgebung des Vereins keinerlei Hinweise. Sie ergaben jedoch, dass im März 1908 das erste Mal etwas über den F.C. Corso im „Laager Wochenblatt“ stand. Im Anzeigenteil wird über ein Fußballspiel beim „Einsiedler“ in Laage -Pinnow berichtet. Man traf sich dort und spielte auf dem dortigen Platz, der vor dem Gastwirtschaftsgebäude lag.

Der Gegner der Laager Mannschaft und das Ergebnis des Spiels wurden nicht genannt. Legitim ist in diesem Zusammenhang auch ein von Dirk und Hans- Heinrich Frontzek entdeckter Protokollhinweis im Kreisarchiv Güstrow. In diesem Protokoll steht, dass sich zwei Fußballclubs vereinigt haben. Ein Verein, und zwar der F.C. Corso wird hier genannt, der zweite Verein blieb unbenannt. Insgesamt 12 Mitglieder von zwei Clubs waren anwesend, sie stimmten für eine Vereinigung bei Beibehaltung des Namens und der Farben des F.C. Corso. Die Farben des F.C. Corso waren zur Gründungszeit rot/weiß.

Das Protokoll ist datiert vom 26.04.1908, also ein Jahr nach dem offiziell geführten Gründungsjahr. Welcher zweite Club oder welche Gruppe sich hier angliederte ist unbekannt, denn weitere Dokumente wurden dazu bisher nicht gefunden und Zeitzeugen gibt es ebenfalls nicht mehr. Da auch ein geordneter Spielbetrieb erst später begann, ist auch anzunehmen, dass, so wie es auch bereits aus dem Protokoll zu entnehmen ist, zu Beginn der Gründung nicht ausreichend Spieler vorhanden waren, um einen ständigen Spielbetrieb zu beginnen.

Trotz der wenigen Dokumente bleibt die Annahme bestehen, dass um diese Zeit mit dem organisierten Fußball in Laage begonnen wurde. Es ist auch anzunehmen, dass der etwas später im Text genannte und damals im Lande umherreisende Fußballer „Otto Vetter“, zu dieser Zeit in Laage aktiv war. Leider ist heute kein Zeitzeuge mehr da, der sein erhaltenes Konterfei, oben dargestellt, auf einen der vielen alten Mannschaftsbilder des F.C. Corso, ausmachen könnte

Sah so der Laager Fußballgründer aus?

Auf dieses Indiz der Laager Fußballgeschichte stieß der ehemalige Laager Fußballer Ernst – August Dahl im Jahre 2015 bei seinen Recherchen zur Entstehung des F.C. Corso. Er entdeckte eine völlig unbekannte Gründungsversion des Vereins.

In einer Recherche im Internet über Vereinsgründungen in Mecklenburg stieß er auf die Homepage des F.C. Waren 09 und entdeckte in den Reihen dieses Vereins einen Fußballer mit Namen Otto Vetter. Bekannt bei älteren Generationen in fast ganz Mecklenburg unter „Vetter Heuer“. Hervorgegangen ist er aus dem Verein „Alemania Rostock“. Als sogenannter fliegender Postbote hat er mehrere Vereine, so auch den F.C. Corso Laage und den Fußballverein Tessin aus der Taufe gehoben und sich bei diesen Vereinen eifrig als Organisator und Fußballer betätigt. Zuletzt, noch in den 1920er Jahren beim F.C. Waren 09 spielend, wurde er laut Chronik dieses Vereins im Jahre 1926 nach einem Spiel seiner Mannschaft in den Ruhestand verabschiedet. Dokumente und Belege gibt es für seinen zeitweiligen Aufenthalt in Laage nicht. Ob sein abgebildetes Konterfei auf irgendeinem Mannschaftsbild zu erkennen ist, bleibt offen. Es bleibt ein Geheimnis der Laager Fußballgeschichte.

Weitere Zeitdokumente des Vereins

das Gründungslied des F.C. Corso, dessen Entstehung in die Frühzeit des Vereins einzuordnen ist:

Hinaus geht’s froh aufs grüne Feld bei Sturm und Sonnenschein,
nichts Schöneres gibt es auf der Welt als Fußballspieler zu sein,
wenn auf dem Platz der Fußball rollt dann schlägt so frei das Herz,
wir stehen in des Mutes Sold, wir sind so fest wie Erz.

Wir fürchten nicht den ärgsten Feind, wir gehen frisch drauf los,
in Spielerfreundschaft eng vereint ist sicher jeder Stoß,
dem F. C. Corso sind wir treu fürwahr zu jeder Zeit
und schwören gerne stets auf Neu, wir teilen Freud und Leid.

Geloben wir es hier, nichts bringt vom Spiel uns ab,
der Fußball ist das Stolzpanier treu sind wir bis ins Grab,
Hipp, Hipp Hurra zum Kampfe auf der Fußball sausend fliegt,
Hipp, Hipp Hurra im raschen Lauf Hipp, Hipp Hurra zum Sieg
.

das Vereinslied des F.C. Corso, das in späteren Jahren dem Verein gewidmet wurde. Beide Lieder sind Lob – und Treuegesänge auf den Fußball und auf den Verein. Das „Hipp – Hipp – Hurra“ steht in beiden Liedern als Refrain. Es soll die Treue und den unbedingten Sieg bekunden.

Ziehen wir zum frohen Fußballspiel hinaus auf grünen Plan,
so haben wir doch stets das Ziel, den Feind aufs neu zu schlagen,
wir fürchten unsern Gegner nicht und sei er noch so arg,
von uns tut jeder seine Pflicht, das macht uns fest und stark.
Wir halten fest und treu zusammen
Hipp Hipp Hurra, Hipp Hipp Hurra
bei unsern schwarz- weiß- roten Farben
Hipp Hipp Hurra, Hipp Hipp Hurra

Und kehren wir vom Spielplatz dann zurück nach hartem Streit,
so sind wir alle Mann für Mann zum frohen Trunk bereit,
wir haben nur ein Losungswort wo Sport und Freundschaft paart
Hipp Hipp Hurra dem Fußballsport und dem der ihn bewahrt.
Ein dreifach Hoch den Fußballspielern
Hipp Hipp Hurra, Hipp Hipp Hurra
in ihren schwarz- weiß – roten Farben
Hipp Hipp Hurra, Hipp Hipp Hurra

Und treibt mich einst des Schicksals Hand an einen fernen Ort,
denk ich zurück ans Heimatland und seinen Fußballsport,
drum lebt der F.C. Corso hoch fürwahr zu jeder Zeit
mit seinen Farben schwarz-weiß-rot und seinem frischen Geist.
Wir halten fest und treu zusammen
Hipp Hipp Hurra, Hipp Hipp Hurra

Auch der nachfolgende Briefkopfbogen aus den 1930er Jahren ist ein weiteres Zeitdokument des Vereins.

Der F.C.Corso hatte während seiner Existenz zwei Logos völlig unterschiedlicher Gestaltung, die zu unterschiedlichen Zeiten in Brusthöhe das Trikot der Spieler schmückte. Man findet diese Logos auf nachfolgenden Mannschaftsbildern als grafisch gestaltete Zeichen zur Kennzeichnung des Vereins.

Von generationsübergreifenden Erzählungen ist bekannt, dass der F.C. Corso im Rahmen seiner Traditionspflege an aktive und passive Mitglieder des Vereins Ehrennadel in Gold und Silber verlieh. Träger solcher Anstecknadel waren u.a. Otto Schülke, Fritz Bartels, August Lehmkuhl, Paul Korff, Wilhelm Arft, und Richard Dreyer.

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