Das Aufstiegsjahr 1956

Im 10. Jahr ihres Bestehens errang die I. Männermannschaft der BSG Traktor Laage den bisher größten Erfolg in der Geschichte des Laager Fußballs. Mit der Erreichung der Spitzenposition in der Staffel Nord zum Saisonabschluss gelang der Aufstieg in die Bezirksliga Schwerin.Das war die erste Mannschaft überhaupt, die die höchste Spielklasse eines Landes (Bezirkes) seit der Gründung des ersten Fußballvereins in Laage erreichte und das ist nunmehr fast 50 Jahre her. Damit spielte die 1. Männermannschaft nach der Klassifizierung des DDR – Fußballs – Oberliga -1. DDR Liga -2. DDR Liga – Bezirksliga in der vierthöchsten Spielklasse. Der damalige Vereinsvorsitzende „Papi“ Arndt schrieb dazu folgendes:

– Traktor Laage Staffelsieger –
„Mit einem schönen Erfolg für die Laager Traktor – Sportler endete das vorletzte Punktspiel der Bezirksklasse, Staffel Nord. Mit 1:8 Toren unterlag die lange Zeit als ernstester Anwärter auf den Staffelsieg geltende Mannschaft von Traktor Plate ziemlich eindeutig. Mit diesem Sieg errangen die Laager die für den Staffelsieg notwendigen Punkte und können auch von der in Laage vor zwei  Wochen unterlegenen Lok- Mannschaft aus Güstrow nicht mehr eingeholt werden. Damit steigt die Mannschaft als zweite Mannschaft des Kreises Güstrow in die Bezirksliga auf. Der Erfolg wurde durch die seit Beginn der Punktspiele immer mehr steigernde Leistung der gesamten Mannschaft errungen. Das Spiel in Plate stand ganz im Zeichen des Tabellenführers, der in keiner Spielphase Zweifel an den Sieg aufkommen ließ. Mit 4:1 Toren wurde nach der Pause das Ergebnis von 8:1 für die Traktor – Sportler aus Laage hergestellt. Wir gratulieren der Mannschaft zu ihrem Staffelsieg und wünschen ihr auch in der Bezirksliga ein erfolgreiches Jahr”.

„Papi“ Arndt

Nach Beendigung des letzten Punktspiels in Warin begannen die Festlichkeiten zum Aufstieg.

Das Abstiegsjahr 1957

Am 03.03.1957 begannen die Spiele in der Bezirksliga. Etliche Vorbereitungsspiele hatte die Mannschaft in der Zeit von Dezember 1956 bis Februar 1957 bestritten. In dieser Zeit spielte sie u. a. gegen:

  • Rotation Güstrow und siegte mit 10:0 Toren,
  • Einheit Güstrow und siegte mit 5:3 Toren
  • Dynamo Schwerin I.b und verlor mit 5:2 Toren.

Kurz vor Beginn der Meisterschaftsspiele spielte sie noch gegen zwei Bezirksligamannschaften, und zwar gegen Malchin und Neubukow und gewann mit 2:1 und 7:2 Toren. Es waren ansprechende Ergebnisse, die hoffen ließen, dass sie die Meisterschaftsrunde gut überstehen könnte.
Für die Spielansetzungen gab es erstmalig Programmhefte mit Mannschaftsaufstellungen und Vereinsinformationen. Das erste Punktspiel fand am 3. 3. 1957 gegen Aufbau Sternberg statt und endete damals mit 2:2, wurde aber nicht in der Tabelle berücksichtigt, da die Mannschaft von Aufbau Sternburg sich aus der Punktspielrunde zurückzog. Ab Punktspiel Nr. 2 lief dann alles nach Plan.

Am Ende des Spieljahres musste die I. Männermannschaft wieder in die Bezirksklasse absteigen. Während Einheit Gadebusch als Aufsteiger zur II. DDR – Liga jubelt, musste sie in den sauren Apfel des Abstiegs beißen. Die Abschlusstabelle zeigt den Tabellenstand am Ende der Saison. Nur zwei Siege in 20 Spielen zeigt recht deutlich unsere Unterlegenheit. Die 8 Pluspunkte holten sie aus den Spielen:

  • gegen Vorwärts Schwerin mit einem Sieg in Höhe von 3:2,
  • gegen Lok Wittenberge mit einem Sieg in Höhe von 2:1,
  • gegen Einheit Güstrow mit einem Sieg in Höhe von 1:0 und
  • gegen Chemie Bützow mit einem Sieg in Höhe von 3:0

Das sehr schlechte Torverhältnis in Höhe von 26:80 verdanken sie den hohen Niederlagen:

  • gegen Chemie Wittenberge mit einer Niederlage in Höhe von 7:0 u. 10:0,
  • gegen Aufbau Boizenburg mit einer Niederlage in Höhe von 8:0,
  • gegen Traktor Schwerin mit Niederlagen in Höhe von 4:1 u. 8:3.

Zum Ergebnis zwei Kommentare aus der Schweriner Volkszeitung vom 03.07.1957 (Kurzfassung):

Es ist Mittwoch 18:15 Uhr, als Trainer Luge seine Jungen, die Fußballer der I. Männermannschaft von Traktor Laage zusammenruft. Trotz eines bezahlten Trainers kann kein intensives Mannschaftstraining durchgeführt werden und obwohl mindestens ein dreimaliges Training in der Woche erforderlich wäre, bekommt er die Spieler nur einmal in der Woche zu Gesicht und dann manchmal auch nur sechs Spieler. Es ist bei den Spielern kein böser Wille, dass sie dem Training fernbleiben, es ist arbeitsmäßig einfach nicht machbar.
Helmut Günzel, einer der Ältesten in dieser Elf, beklagt als Hauptschwäche für das bisherige Abschneiden seine Hintermannschaft. Er spricht von Schwerfälligkeit und technischen Schwierigkeiten seiner Mitspieler. Als Maler habe ich die Zeit zum Training zu kommen. Anders sieht es bei Horst Kellermann aus, der auf dem Bauernhof seines Vaters sehr stark eingespannt ist. Horst Kellermann ist jedoch optimistisch und meinte dann, „wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen, es liegt an ins selber.“ Am gleichen Tag, um 20:20 Uhr. Im Sitzungssaal des Rathauses geht es heiß her. Annähernd 70 Sportler der BSG Traktor Laage sind erschienen, um die Frage zu klären: Wann können wir endlich auf dem neuen Fußballplatz spielen? Eine berechtigte Frage, die nach langem hin und her dann doch zu Gunsten des Sportes entschieden wird. Noch im Herbst dieses Jahres wird der Sportplatz eingeweiht.

Schweriner Volkszeitung 03.07.1957

Der Artikel zeigt deutlich, dass es schwierig ist in einer Kleinstadt wie Laage ein Mannschaftstraining auf hohem Niveau zu organisieren. So ist auch ein dreimaliges Training in der Woche kaum denkbar, denn ein Großteil der Spieler arbeitete in der Woche außerhalb von Laage bzw. erhält keine Freistellung von der Arbeit, was zu DDR – Zeiten möglich war und man beantragen konnte. Unter diesen Bedingungen kann auch ein offizieller Trainer, der vom Trägerbetrieb bezahlt wird, nicht effektiv arbeiten.
Trotz allem strahlte der Artikel zu diesem Zeitpunkt noch Optimismus aus und ließ alle Hoffnungen offen für den Verbleib in der Bezirksliga. Doch ein halbes Jahr später steht endgültig fest:

Aufsteigen in die II. DDR – Liga werden: SC Traktor Schwerin, Chemie Wittenberge und Einheit Gadebusch.

Absteigen wird nur die Mannschaft von Traktor Laage, was in einer heutigen Nachbetrachtung komisch erscheint, da die Bezirksliga im Spieljahr 1958/1959 mit 6 Mannschaften aufgefüllt wurde.

Eigentlich hätte doch dem Tabellenletzten eine Chance gegeben werden müssen, sich durch Relegationsspiele für die Bezirksliga zu behaupten. Wenn auch nach Saisonende die Bezirksligazugehörigkeit verloren ging, so konnten die Fußballer am 06.10.1957 endlich ihren neuen Sportplatz in Besitz nehmen. 

Einweihung Recknitz-Kampfbahn

Festprogramm zur Sportplatz-Einweihung
in
Laage/Meckl.
Laage, den 06. Oktober 1957

9 Uhr – 12 UhrLeichtathletik- Vorkämpfe und Entscheidungen
13Uhr – 14 UhrHandballspiel: Aufbau Rostock: Traktor Laage 
14 Uhr – 14 Uhr 30Sportplatzweihe
14 Uhr 30 – 15 Uhr 30Leichtathletik- Endkämpfe
15 Uhr 30 – 16 Uhr 15I. Halbzeit Fußballspiel TSV Plön : Traktor Laage
16 Uhr 15 – 16 Uhr 30Staffelläufe
16 Uhr 30 – 17 Uhr 15II. Halbzeit des Fußballspiels
20 Uhr Sportlerball

Das Fußballspiel zwischen der BSG Traktor Laage und dem Landesligisten FSV Plön endete 4:4.
Die Mannschaft spielte damals in folgender Besetzung: Lenz, Wulf, Weiß, Hopp,Günzel, Dahl, Glowczak, Piplak, Kellermann, Engelmann, Höppner, Trainer: Luge, Ausw. Krüger I und Krüger II

Weitere Spiele

Nach dem Abstieg aus der Bezirksliga spielte die I. Männermannschaft noch eine kurze Zeit in der Bezirksklasse bis sie dann Ende der 1960er Jahre wieder bis in die Kreisklasse abstürzte. Obwohl im Spieljahr 1967/1968 der Wiederaufstieg in die Bezirksklasse gelang, begann aber dennoch ab Ende der 1960er Jahre eine lange andauernde Stagnation im Laager Fußball, die erst Mitte der 1970er Jahre mit dem Aufstieg in die Bezirksklasse im Spieljahr 1974/1975 beendet wurde. Doch zunächst zum Spieljahr 1967/1968, denn in dieser Saison gelang ein erneuter Aufstieg in die Bezirksklasse.

Die damaligen Spieler, sowohl in der I. wie auch in der II. Mannschaft setzten sich ausfolgenden Jahrgängen zusammen: Spieler der Jahrgänge 1934 bis 1936 und noch früher, also Spieler der Auf- und Abstiegsmannschaft der Jahre 1956/1957 und aus Spielern der “Hoffnungsjahrgänge“ 1940 bis 1942, der so erfolgreichen Juniorenmannschaft der Jahre 1958/1959. Zur Aufstiegsmannschaft (1967/1968) gehörten damals: Kleindorf,Lohse, Flohr, Diebenkorn, Hehl, Krakow, Petereit, Rosinke, Thurow, Müller und Ehlert.

Zum Aufstieg schrieb damals ein Kenner des Laager Fußballs, und zwar der Fußballfachausschussvorsitzender des Kreises Güstrow, der Sportfreund Scheidemann, folgendes:

Was sich für die Kenner schon lange andeutete ist Wirklichkeit geworden. Traktor Laage I ist mit klarem Tor- und Punktevorsprung Kreismeister im Fußball geworden. Man scheint in Laage aus einem langen Dornröschenschlaf erwacht zu sein, der die lange gute Bilanz des Laager Fußballs befallen hatte. Es stimmte wehmütig, wenn man an die Glanzzeit des Fußballs dieser Kleinstadt zurückdachte, als Engelmann, Zarmstorff und Kellermann ein Begriff für den Laager Fußball waren. Ernste Aussprachen der neuen Leitung mit den Sportfreunden Milhahn, Kolander und Thode an an der Spitze, mit den Spielern, führte offensichtlich dazu, dass man sich auf die alte Tradition besann und seine Einstellung zum Fußball grundsätzlich änderte. Es wird wieder regelmäßig trainiert, und zwar unter der bewährten Leitung von Sportfreund Günzel. Die Erfolge blieben nicht aus. Der Mannschaft von Traktor Laage gilt unser herzlichster Glückwunsch zur Erringung des Kreismeistertitels. Wir hoffen und wünschen, dass sie unseren Kreis bei den Aufstiegsspielen zur Bezirksklasse mit Erfolg vertreten. Traktor Laage I in der Bezirksklasse, das darf kein frommer Wunsch sein, sondern muss Wirklichkeit werden.

Sportfreund Scheidemann

Es ist ja dann auch Wirklichkeit geworden.
Aber nur 2 Spieljahre währte der Aufenthalt in der Bezirksklasse, dann ging es im Spieljahr 1969/1970 wieder ab in die Kreisklasse und erst im Spieljahr 1974/1975 gelang der Wiederaufstieg. Die Spielzeit in der I. Kreisklasse bedeutete in der damaligen Zeit 6. Spielklasse von insgesamt sieben Spielklassen.

1. Oberliga (14 Mannschaften
2. I. Liga (2 mal 16 Mannschaften)
3. II. Liga (2 mal 16 Mannschaften)
4. Bezirksliga (14 Mannschaften)
5. Bezirksklassen (2 mal 12 Mannschaften)
6. I. Kreisklasse
7. II. Kreisklasse
Spielklassen

Nach dem Abstieg im Spieljahr 1969/1970 erfolgten einige Jahre der Stagnation im Laager Fußball. Der bis dato so geliebte Fußball sank fast bis in die Bedeutungslosigkeit. Teilweise mangelnde Disziplin und Interessenlosigkeit bei den Spielern und Mitgliedern der Sektionsleitung bestimmten die Situation und die Geschehnisse in der Sektion Fußball. Auch mangelte es an Nachwuchsspielern mit entsprechendem Potenzial. Namen wie Rolf Kellermann, Heino Rüstow, Klaus Fischer und Christian Gätjen fehlten in den Aufstellungen dieser Zeit. Sie waren einmal die großen Hoffnungsträger gewesen, die den Laager Fußball wieder nach oben bringen sollten.

Zur Fußballzeit in den 1950er Jahren nun noch ein paar persönliche Erinnerungen eines heute noch lebenden Zeitzeugens. Es ist der Fußballer Karl- Heinz Glowczak, der im Zusammenhand mit dem 80. Geburtstag von „Hotten“ (Horst) Kellermann 2016 u.a. schrieb:

In der Jugendzeit haben wir gemeinsam bei der BSG Traktor Laage in der 1. Männermannschaft gespielt. Wir haben manche Siege errungen und natürlich auch Niederlagen hinnehmen müssen. Am schönsten war unser Aufstieg in die Bezirksliga Schwerin, woran du dich sicher auch noch gut erinnerst. Ein großes Bild mit allen Spielerköpfen hängt in meinem Haus in der „Guten Stube“. Gern denke ich auch an unsere freiwilligen Arbeitseinsätze auf dem Bauernhof deiner Eltern in Breesen. Das anschließende „Dankeschön- Essen“ war dann der krönende Abschluss des Tages. Mit etwas Traurigkeit denke ich jedoch an Ostern 1960 zurück. „Traktor“ Laage hatte ein Freundschaftsspiel mit „Einheit“ Ludwigslust vereinbart. Nach einer Ankündigung in der „SVZ“ hieß es: „… die beiden Kellermänner Horst und Rolf, die früher in Laage spielen, wirken beim DDR-Liga- Vertreter mit.“ So kam es, dass ich mit meinem kraftvollen Einsatz im Zweikampf dich so verletzte, dass du viele Wochen in Lulu  nicht mitwirken konntest, obwohl du als Stammspieler im Kampf um den Klassenerhalt sehr benötigt wurdest.

Horst Kellermann

Ja, auch solche Erinnerungen sind von bleibender Art und auch immer wieder Gesprächsstoff, wenn man sich dann wieder einmal trifft.




Fotosammlung Glowczak

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